Das Tasting

Tasting bezeichnet die mehr oder weniger professionelle Verkostung von Whisky. Der Begriff Verkostung beschreibt den Vorgang nicht annähernd zutreffend. Genau genommen findet der Großteil der Bewertung eines Whiskys mit der Nase statt und nicht mit dem Gaumen. Whisky Verkoster nennt man deshalb auch Noses ( Nasen ). Zutreffender wäre es von einer "sensorischen Bewertung" zu sprechen, bei der wir vier unserer Sinne verwenden. Den Zugang zu den Aromen finden wir über fühlen, riechen, schmecken und sehen.



Die Farbe

Halten Sie das Glas in einigem Abstand hoch und betrachten Sie die Farbe des Whisky. Diese ist vor allem ein Hinweis auf das Alter des Whisky und die Art des Fasses / der Fässer in denen er gereift wurde. Mit dem Alter wird Whisky dunkler aber auch das Holz der verwendeten Fässer hat einen Einfluss darauf. Da Bourbon und Tennessee Whisky in ungebrauchten Fässern altern, erhalten sie sehr schnell eine satte rötliche Färbung. Da ein Malt Whisky in gebrauchten Fässern gereift wird, bei denen ein Großteil der Farbe gebenden Stoffe bereits ausgelaugt wurde, kann ein z.B. 12jähriger Malt heller sein als ein nur 4jähriger Bourbon. Bei der Reifung von Whisky in  Bevorzug aus spanischer Eiche gefertigten Sherryfässern erhält man eine starke Färbung.
Der Körper

Schwenken Sie das Glas und beobachten wie Flüssigkeit zurück läuft. In dünnen, langen oder in breiten Bahnen diese werden auch legs genannt. Diese Bahnen bilden ein Muster das an Kirchenfenster erinnert. Je länger die Bahnen sind um so starker ist der Whisky und je hartnäckiger sie sich halten umso nachhaltiger dürfte das Geschmackserlebniss ausfallen.
Das Geruchserlebnis

Ein großer Teil des Erlebens bei einem Tasting wird von der Nase erledigt. Sie sollten Ihre Nase nie zu tief in das Glas tauchen und zu kräftig inhalieren, Sie könnten sonst Ihren Geruchssinn betäuben. Nehmen sie sich Zeit um die Eindrücke wahrzunehmen, vieleicht schreiben Sie ihre Eindrücke auf und unterscheiden wie intensiv und komplex die Aromen sind.
Der Geschmack

Nehmen Sie einen kleinen Schluck und fühlen den Whisky, ist er leicht, ölig, scharf? Wie süß ist er oder ist er würzig, scharf oder trocken? Sie werden feststellen dass auf jeden Whisky einige dieser Beschreibungen zutreffen werden. Fragen Sie sich welche dominieren? Sie können auch feststellen ob Sie im Geschmack Nuancen wiederfinden die sie mit dem Geruchssinn bereits erfasst hatten. Nach dem Schlucken  können Sie den Nachklang ( auch als etwas unschön Abgang bezeichnet ) bewerten, wie lange hält er an ist er scharf, trocken oder süß? Nehmen Sie sich Zeit alle Eindrücke zu erleben und zu genießen.
Alleine oder mit Freunden

Whisky mit Freunden zu verkosten ist sinnvoller als dies im stillen Kämmerchen zu tun. Keine Angst Ihre Eindrücke anderen Teilnehmern bei einem Tasting mitzuteilen. Whisky ist ein Getränk dass in Gesellschaft genossen werden sollte. Er soll zu Diskusionen animieren. Abweichende Meinungen bieten doch den schönsten Anlass zu einer neuerlichen Verkostung. Der Austausch der Eindrücke eröffnet neue Gedankengänge und führt zu unerwarteten Entdeckungen. Es bewahrt auch davor mit den Gedanken in eine Falle zu tappen und sich von Verkostungsnotizen aus der Literatur beeinflussen zu lassen.
Der Raum

Es sollte darauf geachtet werden das der Raum frei von störenden Gerüchen wie z.B. Küchendünste, Rauch, Farbe, Parfüm oder Bodenpolitur und Reinigern ist. Auf eine gute Beleuchtung sollte ebenfalls geachtet werden um den Whisky optisch begutachten zu können.
Die Gläser

Die Form und Größe des Glases beeinflusst die Wahrnehmung der Aromen. Die traditionellen zylinderförmigen Whisky-Thumbler sind für eine Verkostung vollkommen ungeeignet, da sie die flüchtigen Aromen nicht zur Nase führen und somit den wichtigsten Teil des Geschmackserlebnises dem Verkoster vorenthalten.
Besser geeignet sind dagegen ein Sherry-Copita oder ein Cognacschwenker.
Für die Verkostung von Whisky wird üblicher Weise ein spezielles Glas aus Kristall verwendet, es gibt davon verschiedene Ausführungen. Eine Unterart ist mit Unzen Eichstrichen versehen mit deren Hilfe man bei einem mit Wasser verdünnten Whisky den aktuellen Alkoholgehalt ermitteln kann.
Die Verdünnung

Eine weit verbreite Meinung besagt dass ein Whisky in Fassstärke auf der Zunge brennt und die Nase betäubt. Ich für meinen Teil bevorzuge Whisky in Fassstärke ( cask strength ) um dann mit der Zugabe von Wasser zu spielen und die Entwicklung der Geschmacksänderungen zu beobachten. Fast alle Whiskys verändern sich durch die Zugabe von Wasser. Die Zugabe bricht Esterketten auf und setzt flüchtige Aromen frei. Man sollte jedoch besonders bei speziellen alten, fragilen Malts und bei Malts die stark sherrylastig sind große Vorsicht bei der Zugabe von Wasser walten lassen. Es kommt vor, dass man solche Malts schon mit wenig Wasser ertränkt.
Das Wasser

In vielen Büchern über Malt Whisky kann man lesen, dass man zur Verdünnung am besten das Wasser der Quelle benutzen sollte, dass zu seiner Herstellung verwendet wurde. Da dies im Normalfall nicht zur Verfügung steht verwendet man am besten ein nicht zu mineralisches stilles Wasser mit Zimmertemperatur. Meinem Erleben nach nach haben sich Gerolsteiner, Fachinger und Apolinaris als ungeeignet erwiesen bevorzug zur Verwendung bei Verkostungen kommen Volvic, Evian und Vittel.
Die Temperatur

Für ein Tasting sollte der Malt die Temperatur eines alten schottischen Hauses haben, also ca. 15°c. Zu kalter Whisky entfaltet die in ihm enthaltenen Aromen nicht voll und die Zugabe von Eis verschließt einen Whisky komplett. Das erwärmen des Glases in der Hand wie man es von Cognac her kennt, hilft immer und besonders bei unverdünntem Malt die flüchtigen Aromen frei zu setzen.


_